Kurze Zeit nach der Preisverleihung wurden die Detailergebnisse verschickt.
Die Detailergebnisse sind besonders interessant, da man sieht wie jedes Bier bewertet wurde. Wieviele Punkte wurden vergeben, wieviele Biere und Verkostungstische gab es in der jeweiligen Kategorie? Welchen Platz hat das Bier erreicht, ist es ins Finale gekommen, gibt es ein Qualitätssiegel? Die Kommentare der Juroren sind auch oft hilfreich: Vielleicht bekommt man ja doch den einen oder anderen Tipp, um das Bier besser zu brauen.
Insgesamt haben wir heuer 18 Biere eingereicht, von denen es 13 in die Finalrunde geschafft haben. Davon haben 6 einen Stockerlplatz geschafft: 2 x Staatsmeister, 2 x Vizestaatsmeister und 2 x Bronze!
Auch dieses Jahr haben wir bei der Auswahl der Einreichungen Wert auf eine möglichst große Bandbreite gelegt: Vom Alkoholfreien (bzw. Alkoholarmen) bis zum Weizeneisbock, von strohgelb über knallorange bis tiefschwarz, von knapp 1 bis zu knapp 13 %vol Alkohol war alles dabei.
Hier nun die Details zu den einzelnen Bieren.
Grandiose Gretel
1. Platz in der Kategorie “Kreativbiere (Gewürz, Gemüse)”
Wir waren im Vorfeld von der Qualität unseres Grätzer Biers selbst sehr überzeugt, wussten aber nicht ob man mit einem Bierstil überzeugen kann, der einerseits recht unbekannt ist und auf der anderen Seite mit seiner geringen Stammwürze auch noch relativ leicht ist. Die Sorgen waren unbegründet, mit 199 von 216 Punkten und einem Qualitätssiegel ist die Gretel unser am besten bewertetes Bier, ging damit als 1. unter den 8 Bieren der Vorrunde ins Finale, und hat dort auch die Topbiere der anderen beiden Vorrunden-Tische geschlagen. Insgesamt waren in dieser Kategorie 24 Biere am Start, da ist ein erster Platz der Hammer.
Die Jury hat folgende Beschreibung geliefert: Helles Gelb, cremiger Schaum. Leichte Opaleszenz. Appetitliche Rauchlichkeit, gut dosiert. Speckiger Rauch zeigt sich im Antrunk gut. Milder Malzkörper. Bittere ist gut eingebunden. Klingt angenehm ab. Gute Trinkbarkeit. Bierstil ist punktgenau getroffen. Gratulation!
Wer genau schaut, wird sich übrigens genauso wundern wie wir bei der Preisverleihung: Obwohl wir das Bier völlig korrekt als Piwo Grodziskie (Grätzer, polnisches Rauchbier) angemeldet haben, wurde es seltsamerweise der Kategorie “Kreativbier (Gewürz, Gemüse)” zugeteilt.
Smoked Honey Power
1. Platz in der Kategorie “Kreativbiere (Sauer, Rauch, alternative Extraktquellen)”
Dieser helle Bock mit Waldhonig und einer subtilen Eichenrauchnote war unser zweiter Favorit, und auch hier sollten wir recht behalten. Auch wenn das Bier es nur knapp ins Finale geschafft hat, kam es dort dann sehr gut an. Auch hier wollen wir euch das abschließende Urteil der Jury nicht vorenthalten:
Schöne honig-goldene Farbe, leichte natürliche Trübung, feiner weißer Schaum. Subtiler Eichenrauch in der Nase, der sich wunderbar mit den leichten, würzigen Honignoten verbindet und an ein hervorragendes BBQ erinnert. Samtiger, voller Antrunk, Raucharoma kommt durch, gleichzeitig mit einer angenehme süßen Honignote, die sich ideal begleiten. Milder Abgang, der Lust auf mehr und Essen macht.
Auch dieses Bier konnte in seiner Kategorie 23 Konkurrenten hinter sich lassen. Top!
Brutal Bruce
2. Platz in der Kategorie “Pils”
Wie jeder Brauer bestätigen wird, ist Pils eine der schwierigsten Kategorie. Anders als bei Kreativbieren mit Gewürzen oder starken Hopfenbomben kann man in einem Pils nicht den kleinsten Fehler verstecken. Darum freut es uns besonders, dass wir in diesem Jahr unseren Brutal Bruce auf’s Stockerl bringen konnten.
Insgesamt 24 Pils wurden in der Vorrunde an 4 Tischen verkostet. Unser Bier wurde dabei 1. und im Finale musste es sich nur einem Konkurrenten geschlagen geben. Zweiter Platz und damit Vizestaatsmeister, was für eine Freude!
Rosi
2. Platz in der Kategorie “Lagerbiere Dunkel”
Zum dritten Mal haben wir die Rosi jetzt bei der ABC eingereicht und dabei immer wieder das Rezept verfeinert. Heuer wurde die Mühe belohnt, es gab keinen Skandal im Sperrbezirk, die Rosi hat uns Silber geholt und zwar mit einer respektablen Punktzahl von 197 bei 216 möglichen!
Da es bei allen Juroren gleichermaßen gut angekommen ist, wurde das Bier auch noch mit einem Qualitätssiegel ausgezeichnet.
Gustl
3. Platz in der Kategorie “Leichte Lagerbiere und Münchner Helle”
Mit dem Gustl haben wir noch ein untergäriges Bier auf das Siegespodest gebracht. Ähnlich wie schon das Pils ist auch das Münchner Helle ein theoretisch einfacher Bierstil, der aber keine Fehler verzeiht.
Uns hat das Bier schon immer geschmeckt, wir haben es auch schon mehrmals gebraut. Eine tolle Bestätigung, dass es auch bei der professionellen Verkostung punkten konnte.
Iced Squirrel
3. Platz in der Kategorie “Europäische Ales (britisch, deutsch)”
“Iced Squirrel? Wurden da Eichhörnchen im Bier verarbeitet” wurden wir gleich zwei Mal gefragt. Keine Angst, auch bei diesem Bier wurden keine Tiere verletzt 😉 Den Squirrel im Namen hat das Bier nur wegen der nussigen Aromen im Brown Ale. Die werden extem verstärkt, da wir das Bier nicht nur sehr stark eingebraut haben, sondern darüber hinaus nach der Eisbock-Methode auch noch ausgefroren haben. Das intensiviert die Aromen und auch den Alkoholgehalt.
Zumindest einer der Juroren hat sich an den 10 %vol Alkohol gar nicht gestört, er schreibt: “Pleasant beer with a great drinkability”. Na dann, Prost! 🙂
Das Bier bekam insgesamt eine gute Punktzahl, und wurde am Ende Dritter von 20.
Im Finale waren:
Polaris Punch
Unser Brut IPA mit Polaris Hopfen hat mit 184 Punkten in der Vorrunde ein respektables Ergebnis erreicht, von 8 Bieren am Tisch war es damit auf dem zweiten Platz. Hier der Kommentar eines Jurors:
Rote Beeren und dezente Kirschnoten in der Nase. Erfrischende Rezenz. Milde Bittere, perfekt eingebunden..Honig und Honigmelone im Abgang. Ein leichtes, sommerliches und überraschend vielschichtiges IPA!
So etwas liest man gerne! Im Finale hat das Bier trotzdem keinen Platz unter den ersten fünf erreicht.
Karo Karotti
Bei der Karo waren wir am meisten gespannt, wie sie abschneiden würde. Wenn man sich die Punkte der Juroren anschaut, war es dann gar nicht so polarisierend, wie wir erwartet hatten – eigentlich wurde es von allen gut bewertet (“Mutige Kombination“, “Interessant, mal was anderes“), und kam mit Platz 3 von 8 sogar ins Finale. Fürs Treppchen hat es aber nicht gereicht.
Das tolle an dem Bier ist, dass wir es an der knalligen Farbe immer gleich auf Fotos in den Social Media Kanälen der BierIG und der Judges erkannt haben – es ist einfach unverwechselbar.
Cherry Bomb
Interessanterweise kam Kirsche weniger gut an als Karotte, in den Bewertungsbögen wurde empfohlen mit anderen Früchten zu experimentieren (“Mit Erdbeer besser denkbar” – nein danke, eher nicht).
Mit Platz 3 in der Vorrunde kam das Bier zwar ins Finale der Fruchtbier-Kategorie, wurde dort aber von besseren Bieren überholt.
Athos
Um unser Glück auch mal in der Kategorie der holzfassgereiften Biere zu versuchen, haben wir unser preisgekröntes Imperial Stout in drei verschiedenen Varianten auf Eichenholzchips reifen lassen und eine davon auch eingereicht. Da es viele Brauer gibt, die weit mehr Aufwand mit echten Holzfässern und jahrelanger Reifung betreiben, waren die Erwartungen nicht allzu hoch.
Wegen der geringen Anzahl an Einreichungen gab es keine Vorrunde. Die Biere wurden in einer einzigen Runde zuerst nach dem gewohnten Punkteschema bewertet und danach in einer Diskussion der Juror*innen die Finalreihung entschieden. Nach Punkten hätten wir mit 186 den dritten Platz erreicht, in der Diskussion landete unser Athos dann einen Platz dahinter und hat so eine Medaille nur knapp verpasst.
Black Cat
Eigentlich hatten wir urspünglich gar nicht vor, ein Bier in der Kategorie “Stouts und Porter” einzureichen (“die haben wir eh schon mal gewonnen, haha“). Dann hatten wir aber noch genau 6 Flaschen von unserem Irish Dry Stout und haben uns doch umentschieden.
Die Befürchtung war, dass die Black Cat mit ihren 10,5°P und 3,5% unter all den Baltic Porters und Imperial Stouts untergehen würde. Überraschenderweise hat es dann aber doch den 2. Platz von 8 in der Vorrunde erreicht – ein respektables Ergebnis.
Blöd nur, dass wir es jetzt gar nicht mehr selber kosten können, weil alle Flaschen weg sind 🙂
SO LO
Mit diesem alkoholarmen DDH Session IPA haben wir voriges Jahr aus dem Stand gleich den zweiten Platz gemacht. Für die heurige Version haben wir die Hopfensorten gewechselt, was im Nachhinein keine so gute Idee war. Statt der gewünschten tropischen Aromen schmeckt das Bier hauptsächlich harzig und ist im Abgang wirklich ordentlich bitter.
Das wurde auch in einem Kommentar erwähnt, es gab aber auch sehr positive Bemerkungen wie “Sehr guter ‘Session’-Vertreter mit interessanten Hopfennoten, im Mundgefühl angenehm erfrischend. Im Sommer jederzeit!” und “Spannendes Bier“.
Platz 3 in der Vorrunde, kein Platz unter den ersten 5 im Finale.
Hibiskiss
Bei diesem Witbier mit Hibiskusblüten und Szechuan Pfeffer hatten wir uns aufgrund der tollen Farbe und der herausstechenden Aromen schon einige Chancen ausgerechnet. Die Punktebewertungen waren auch durchwegs gut. Mit Platz 2 von 8 in der Vorrunde ist es souverän ins Finale eingezogen, wo es dann aber nichts gerissen hat.
Zu verbessern wäre bei dem Bier auf jeden Fall die Schaumstabilität. Der fällt leider wirklich schnell zusammen, was auch in einem Kommentar erwähnt wurde.
Nicht im Finale waren:
Mågers Gsöchts
Hier muss man leider sagen, dass wir vom Abschneiden unseres alkoholarmen Rauchbiers etwas enttäuscht sind. Unserer Meinung nach war die Idee wirklich gut, die typischen Bierwürze-Aromen alkoholfreier Biere hinter den Rauchnoten zu verstecken. Wir selbst sind auch der Meinung, dass es weit vollmundiger daher kommt, als man es bei einem Bier mit gerade mal 1% Alkohol erwarten würde.
Die Juroren fanden dann aber leider den “Körper zu leicht” und das Bier “sehr kurz im Abgang” und “im Nachtrunk flüchtig“. Auch wenn die Punktebewertung dann insgesamt gar nicht sooo schlecht war, fehlten ein paar davon für den dritten Platz in der Vorrunde und das Bier ist daher ausgeschieden.
Ice Bear
Unsere Strategie, sich nach dem Motto “viel hilft viel” mit einem 12,8% starken Eisbock auf Weizendoppelbock-Basis in der Kategorie der Weizenbiere und Weizenböcke nach vorne zu drängeln ist nicht ganz aufgegangen. Der Ice Bear hat den Einzug ins Finale knapp verpasst. Die Kommentare sind aber durchwegs positiv:
A well executed strong beer, great balance between it’s characteristics and a well integrated (and hidden) alcohol dose. Good round warm finish.
Sehr schönes Mundgefühl, angenehme Rezenz. Sehr schöne Noten von Banane und Rumfrüchten. Leider doch sehr alkoholisch im Abgang
Der Hinweis “Too big for this category” zeigt übrigens ein bisschen das Problem mit den Kategorien bei der ABC. Manchmal denkt man sich schon selber, dass ein Bier nicht ganz in eine Kategorie passt, es aber auch keine besser passende gibt.
Etwas irritierend ist jedenfalls “Tolles Bier, könnte aber mehr Körper vertragen“: Noch mehr Körper, und das Bier wäre so dickflüssig, dass man es nicht mehr aus der Flasche bekommt 🙂
Fumé
Gerade bei einem unserer Lieblingsbiere, eine Abwandlung eines klassischen Saison mit selbst geräuchertem Malz, hatten wir nach dem Vizestaatsmeistertitel im Vorjahr heuer leider Pech.
Wir hatten es definitiv in der richtigen BJCP-Kategorie eingereicht (32A: Classic Style Smoked Beer – smoked versions of Classic Style Beers) und auch eine passende Beschreibung mitgegeben, und dann haben gleich 4 von 6 Juror*innen das Bier mit Kommentaren wie “Eher Kategorie 32 B“, “Kategorie 32b besser passend“, “Kein klassisches Rauchbier, andere Kategorie wählen” und “Falsche Kategorien eher als Saison” abgewertet.
Bei allem Respekt vor der Kompetenz der Judges, aber hier habt ihr euch geirrt. Nur einer lag richtig: “sehr feines Raucharoma vor allem im Geschmack; guter Bierstilvertreter“.
Zu schade, dass es das Bier deswegen nicht ins Finale geschafft hat, wo es noch eine Chance auf eine zweite Verkostung und Beurteilung gehabt hätte.
20 Years
Dieses Bier, das wir als Festbier zu unserem 20. Hochzeitstag gebraut haben, war ein bisschen ein Schuss ins Blaue. Beim Rezept haben wir uns anders als sonst nicht sklavisch an einem Stil orientiert, sondern die Zutaten aus Malz- und Hopfenresten recht freihändig zusammen gestellt. Angemeldet haben wir das Bier dann als historisches bernsteinfarbenes Oktoberfestmärzen, bevor wir es überhaupt gekostet haben. Im Geschmack war’s dann aber doch etwas anders als geplant.
Am Ende hat uns jedoch etwas anderes das Genick gebrochen. Alle Juroren haben bei Geruch und Geschmack nur 1 von 4 möglichen Punkten gegeben, und fast alle “Lösungsmittel” als Off-Flavor entdeckt.
Erklären können wir uns das eigentlich nicht. Wir trinken das Bier selbst laufend, und Lösungsmittel wäre uns da noch nie untergekommen. Es kann natürlich immer sein, dass eine bestimmte Flasche hygienisch nicht OK war, aber dann hätte eigentlich nur der Teil der Judges, der die Probe aus derselben Flasche bekommen hat, ein Fehlaroma bemerken dürfen.
Irmi
Kommen wir zum Abschluss zu unserem am schlechtesten bewerteten Bier – unserem Wiener Lager. Zuerst das positive: Wir hätten uns die Irmi klarer gewünscht, das hat aber keinen gestört.
Dafür gab es neben einer Latte an Fehlaromen (mehrfach wurde Diacetyl genannt, dazu Acetaldehyd, Esterig, Hefig) Kommentare wie “Unangenehmer Geruch nach
überreifen Früchten“, “Anfangs etwas mostig in der Nase, auch Karamell, mit zunehmender
Wärme Diacetyl; am Gaumen deutliche Säure, leider unharmonisch” und “Beerr is sour, estery, probably infected. I am sorry for that, becausethis could be a good beer“.
Dazu gerade mal 107 von 216 möglichen Punkten, gleich 2 mal eine glatte 0 beim Gesamteindruck. Letzter in der Vorrunde, ausgeschieden, breiten wir den Mantel des Schweigens über diese Performance 🙂
Wir müssen hier auch noch selber nachverkosten, eventuell auch bei mal bei einer höheren Temperatur.
Fazit
Auch heuer kann man das Ergebnis wieder nur als vollen Erfolg feiern. Wir freuen uns wahnsinnig, dass gerade die Grandiose Gretel und Smoked Honey Power, von denen wir selbst sehr überzeugt waren, die Staatsmeistertitel geholt haben. Dazu kommen Stockerlplätze in der schwierigen Pils-Kategorie, den beiden klassischen untergärigen Stilen Münchner Hell und Münchner Dunkel und auch für eines unserer starken Dessertbiere.
Das Qualitätssiegel, für das eine bestimmte durchschnittliche Anzahl an Punkten in allen Teilkriterien erreicht werden muss, wurde heuer insgesamt viel seltener verliehen. Wir hatten im Vorjahr noch 5, heuer sind es nur 2. Trotzdem freuen wir uns sehr über die vielen unserer Einreichungen, die es aus den Vorrunden ins Finale geschafft haben.
Als Sahnehäubchen wurden wir heuer auch noch 2. in der Wertung “Hobbybrauer des Jahres“. Mit der Privatbrauerei Kremmel gab es nur eine Hobbybrauerei, deren Medaillenergebnis noch besser war.
Eine schöne Übersicht der Gewinner der Hobbybrauer in allen Kategorien gibt es auf der Homepage der Austrian Beer Challenge (demnächst auch mit Foto).
Wir gratulieren allen Gewinnern und wünschen uns und allen anderen Teilnehmern schon mal Toi Toi Toi für’s nächste Jahr!