Zwischenfazit
Genau 1 Jahr ist es jetzt her, seit wir unser Balkonkraftwerk Sunny in Betrieb genommen haben. Zeit für eine Auswertung und einen kleinen Rückblick. Die wichtigste Frage zuerst: Lohnt sich das? Laut der Statistik des Wechselrichters haben wir im vergangenen Jahr 245 kWh Strom produziert. Am Smart Meter kann man ablesen, wieviel davon ins Netz der EVN eingespeist wurden. Das sind bei uns 35 kWh, was bedeutet, dass wir 210 kWh des produzierten Stroms auch selbst verbraucht haben. Das sind etwa 85% – ein sehr guter Wert. Für die restlichen 15% bekommen wir zwar keine Vergütung, aber am Ende ist auch das Strom, der nicht anderswo produziert werden muss.
Der finanzielle Aspekt ist schwierig zu bewerten. Im letzten Jahr gab es starke Schwankungen bei den Energiepreisen, außerdem werden die eigentlichen Kosten durch Förderungen wie den Stromkostenzuschuss und den blau-gelben Strompreisrabatt verfälscht. Bei – Hausnummer – 30 Cent für eine kWh Strom ergäbe sich eine Ersparnis von 60 EUR pro Jahr, bei Anschaffungskosten von ca. 500 EUR. Die Amortisation wäre damit nach ca. 8 Jahren erreicht. Das hängt aber sehr stark von der Entwicklung der Strompreise ab. Würde man heute neu mit einem Balkonkraftwerk starten, sieht die Rechnung sowieso komplett anders aus. Während wir letztes Jahr Einzelkomponenten aufgrund der schlechten Lieferbarkeit teuer eingekauft haben, gibt es mittlerweile günstigere Komplettpakete.
Spannend ist auch, wie sich die Produktion über die einzelnen Monate bzw. Jahreszeiten verteilt. Das kann man auf dieser Grafik erkennen:
Neben dem August 2022 haben wir vor allem im Frühjahr 2023 die besten Werte mit knapp 30 kWh pro Monat erreicht. In den Monaten November bis Jänner wurde dagegen sehr wenig Strom produziert. Das ist sicher auch teilweise unserem suboptimalen Aufstellungsort geschuldet. Die tiefstehende Sonne wird im Winter teilweise durch Gebäude, Balkongeländer und Bäume abgedeckt.
Aus den Daten des Smart Meters stammt folgende Grafik, auf der man den monatlichen Stromverbrauch ablesen kann:
Während wir in den Monaten April bis Juni, also vor Errichtung des Balkonkraftwerks, immer über 200 kWh pro Monat verbraucht haben, liegen wir in den Folgemonaten konstant unter 200 kWh. Wer sich eine drastische Einsparung erwartet hat, wird hier ernüchtert sein. Dazu ist aber anzumerken, dass wir mit unserem 300 Watt Wechselrichter das volle Potential der in Österreich erlaubten 800 Watt für ein Balkonkraftwerk nicht annähernd ausnützen. Mit einem zweiten Solarpanel, idealerweise dann in Süd-Ost und Süd-West-Ausrichtung, ließe sich hier noch einiges heraus holen.
Was hat sich sonst in dem Jahr getan? Wir sind bei der EVN auf den Tarif Optima Smart Natur gewechselt. Bei diesem sind die Kosten pro kWh unterschiedlich, je nachdem ob sie im Tageszeittarif (Mo-Fr von 8:00-20:00 Uhr) oder im Freizeittarif (die übrige Zeit, also auch das Wochenende) verbraucht wird. Das passt gut zu Sunny, der ja gerade im teuren Tageszeittarif produziert und uns daher untertags beim Sparen hilft. Das hat auch dazu geführt, dass wir unsere Verhaltensweisen angepasst haben. Der Geschirrspüler läuft nach 20 Uhr, die E-Bike Akkus laden wir immer bei Sonnenschein, usw.
Was die laufende Wartung betrifft, hat sich diese vor allem darauf beschränkt, ab und zu den Staub vom Solarpanel zu wischen. Anfang des Jahres wurde eine Sicherheitslücke in der Software des Wechselrichters bekannt, die vom Hersteller durch ein automatisches Softwareupdate übers Netz geschlossen wurde. Ansonsten ist Sunny abgesehen vom Platz, den er am Balkon braucht, ein unauffälliger Mitbewohner.
Zwischendurch haben wir immer wieder darüber nachgedacht, auf eine stärkere Variante upzugraden. Es schrecken uns hier nicht die Anschaffungskosten, sondern die Hausverwaltung: Alle optimalen Aufstellungsorte (wie z.B. das Flachdach) befinden sich in allgemeinen Teilen des Gebäudes, und mit diversen Auflagen was Windlast, Blitzschutz, Befestigung und Versicherung betrifft, ist uns das im Moment einfach zu mühsam.