Austrian Beer Challenge 2023: Detailauswertung

Kurze Zeit nach der Preisverleihung wurden die Detailergebnisse verschickt.

Die Detailergebnisse sind besonders interessant, da man sieht wie jedes Bier bewertet wurde. Wieviele Punkte wurden vergeben, wieviele Biere und Verkostungstische gab es in der Kategorie? Welchen Platz hat es erreicht, ist es ins Finale gekommen, gibts ein Qualitätssiegel? Die Kommentare der Juroren sind auch oft hilfreich: Vielleicht erhält man ja doch den einen oder anderen Hinweis, um das Bier besser zu brauen.

Insgesamt haben wir heuer 15 Biere eingereicht, von denen es 11 in die Finalrunde geschafft haben. Davon haben 6 einen Stockerlplatz geschafft: 2 x Staatsmeister und 4 x Vizestaatsmeister!

Wir haben bei der Auswahl der Einreichungen Wert auf eine möglichst große Bandbreite gelegt: Vom Alkoholfreien (bzw. Alkoholarmen) bis zum Eisbock, von strohgelb bis nachtschwarz, von knapp 1 bis zu über 12 %vol Alkohol war alles dabei.

Ötzi: 1. Platz in der Kategorie “Bockbiere untergärig”

Es hat sich ausgezahlt, dass wir ein paar der wenigen Flaschen, die wir selbst noch lagern, für den Wettbewerb geopfert haben. Lassen wir die Juroren zu Wort kommen:

Rubinrot mit schönen roten Reflexen, guter Schaum. In der Nase komplexes Aroma mit dunklen Früchten (Pflaume, Rosinen) und Andeutung an Rumtopf.
Angenehm wärmendes Mundgefühl, sehr samtig weich schmeichelnd, präsente aber nicht aufdringliche Alkoholnoten, gut ausbalanciert.
Ein schöner Eisbock für die kalte Jahreszeit!

Zusätzlich kam der Eisbock auch in der Vorrunde bei allen Juroren gut genug an, um sich ein Qualitätssiegel zu verdienen.

Little Joe: 1. Platz in der Kategorie “Belgische Ales”

Über den zweiten Staatsmeister freuen wir uns besonders, weil wir mit diesem Saison mit rosa Pfeffer und Paradieskörnern auch schon den Homebrewersclash 2022 gewonnen haben.

Dem Siegerbier wurde von der Jury folgende Bierbeschreibung gegeben:

Klares Goldgelb, zurückhaltende Schaumentwicklung; Nase: Gewürzkorb-Thymian, Koriander, erfrischend zitronig/Bergamotte.
Angenehm vollmundig, leicht süßlich, pfeffriger Abgang, der angenehm ausklingt -> erinnert positiv an mediterranes BBQ.
Wir hatten viel Freude!!

Man könnte es nicht schöner ausdrücken: Auch wir haben viel Freude!

Riddick: 2. Platz in der Kategorie “Kreativbiere (Gewürz, Gemüse)

Für unser Smoked Raspberry Chili Ale hatten wir uns im Vorfeld gute Chancen ausgerechnet. Die Optik – insbesondere der Farbton – ist einmalig und die Mischung aus Rauch, Frucht und Habanero Chili ergibt ein ganz eigenes Aroma.

Die Juroren in der Vorrunde fanden das wohl auch: Es wurde dort auf den 1. Platz von 9 Bieren gewählt, und hat mit 190 die meisten Punkte aller unserer Einreichungen geschafft. Das hat dem Riddick sowohl ein Qualitätssiegel eingebracht, als auch einen zweiten Platz im Finale.

Die Freude ist besonders groß, weil es in dieser Kategorie gleich 27 Teilnehmer gab.

Best of Both: 2. Platz in der Kategorie “Keller bzw. Zwicklbier”

Zu diesem Bier wird es noch einen gesonderten Artikel im Magazin der BierIG geben. Wir haben das Rezept mit einem befreundeten Brauer entwickelt, und es wurde dann von insgesamt drei Hobbybrauereien auf ihren jeweiligen Anlagen mit den gleichen Zutaten am selben Tag gebraut und dann bei der Austrian Beer Challenge eingereicht.

Wir haben die drei Varianten natürlich selber im Vorfeld gegeneinander verkostet, und dabei eine persönliche Reihung aufgrund der leichten Unterschiede vorgenommen. Spannend zu sehen, dass auch die verschiedenen Juroren ähnlicher Meinung waren. Am Ende hatten wir das Glück einen Platz am Stockerl zu ergattern: Vizestaatsmeister!

Fumé: 2. Platz in der Kategorie “Kreativbiere (Sauer, Rauch, alternative Extraktquellen)

Für dieses Bier haben wir selbst Malz über einer Mischung aus Orangen- und Walnussholz geräuchert, und daraus ein klassisches belgisches Saison gebraut.

Die Meinung der Juroren in der Vorrunde waren geteilt. Manchen hat es nur mittelmäßig geschmeckt, ein anderer hinterließ folgenden begeisterten Kommentar: “Sehr schönes Aussehen. Orange und Smoke kombiniert super. Sehr gelungen. Bisschen überkarbonisiert. Ein Highlight“.

Der Einzug ins Finale gelang problemlos, wo es sich dann gegen fast alle der 21 Konkurrenten durchsetzen konnte und mit einem 2. Platz belohnt wurde.

SO LO: 2. Platz in der Kategorie “Alkoholfreie Biere”

Da wir ja eigentlich eher Fans von starken Bieren sind, hatten wir ursprünglich nie geplant, auch mal ein alkoholfreies Bier zu brauen (kurzer Einschub: Man spricht hier besser von alkoholarmen Bieren, da aufgrund der Herstellungsmethode ein gewisser Alkoholgehalt nicht zu vermeiden ist, insbesondere bei Hobbybrauern). Da dieser Stil aber von der BierIG vorab als Sonderkategorie eingeführt wurde, haben wir uns doch drangewagt. Das Ergebnis war so gut, dass wir unser DDH Session IPA auch angemeldet haben.

Und es war ein Glück dass wir das gemacht haben: Wir mussten uns nur einem Konkurrenten geschlagen geben und konnten auch mit diesem Bier eine Silbermedaille mit nach Hause nehmen.

Mittlerweile trinken wir das SO LO auch selber ganz gerne, und auch bei den befreundeten Verkostern kommt es immer gut an.

Im Finale waren:

Brutal Bruce

Mit dem Brut Pils haben wir ja eigentlich einen neuen Stil kreiiert, das Bier trat im Bewerb trotzdem in der Kategorie Pils an. Das ist traditionell einer der schwierigsten Bierstile, weil man sich wegen seiner Einfachheit keine Fehler leisten darf: In einem hellen, schlanken Bier ist es unmöglich, Fehler oder Abweichungen vom Bierstil zu verstecken, und jeder Juror hat genaue Vorstellungen von seinem perfekten Pils.

Das sieht man auch in den Bewertungen der Vorrunde: Während Juror A gerade mal 21 Punkte vergibt, kommen von Juror B die vollen 36 Punkte und der Kommentar “Ausgezeichneter Vertreter der Pils Kategorie“. So hat das Bier locker den Einzug ins Finale geschafft.

Die Juroren dort hatten aber wohl eine komplett andere Vorstellung von einem Pils, und unser Bruce hat es nicht unter die ersten 5 geschafft.

Dubi Dubi Du

Dieses Dubbel war neben dem Little Joe unser zweiter Kandidat in der Kategorie Belgische Ales, und wir haben uns sehr gefreut als wir gesehen haben, dass es beide ins Finale geschafft haben.

Unter den 6 Juroren in der Vorrunde scheint es zwei Blöcke gegeben zu haben: Einerseits haben wir mehrfach über 30 von 36 möglichen Punkten bekommen, aber auch zwei Bewertungen unter 20.

Im Finale erreicht der Dubi dann den 5. Platz. Beide belgischen Ales also unter den ersten 5, das ist ein schöner Erfolg!

Hudriwudri

Unser Rauchmärzen haben wir schon mehrfach gebraut, einfach weil wir es selber so gerne trinken. Schön, dass die Juroren in der Vorrunde das ähnlich sahen: Mit einer sehr guten Punktebewertung wurde es an seinem Tisch auf den ersten Platz gewählt. Ein Zitat: “Perfektes Aussehen. Raucharoma on point.”

In der Finalrunde musste es sich dann den besten Bieren der anderen 3 Tische stellen, und dort erreicht es keinen Platz unter den ersten fünf. Durch die hohe Anzahl an Punkten in der Vorrunde wurde das Bier trotzdem mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet.

Super Ergebnis für ein super Bier!

Irmi

Wie schon bei anderen unserer Biere hat sich auch unser Wiener Lager in der Vorrunde ganz gut geschlagen – immerhin zweitbestes von den sechs Bieren am Tisch – und ist dann im Finale leer ausgegangen. Bei einem der Juroren ist die Irmi komplett durchgefallen – 0 Punkte im Geschmack, und eine Latte an Fehlaromen: Oxidiert, sauer, Lichtgeschmack.

Anderen hat’s ganz gut geschmeckt, so wie uns auch. Wir werden trotzdem in uns gehen, ob wir hier beim nächsten Sud noch etwas verbessern können.

Raving Raspberry

Bei den Fruchtbieren ist die Konkurrenz immer breit gefächert und sehr stark. Das merkt man am Ergebnis der Vorrunde: Mit eigentlich guter Punktzahl gerade noch auf Platz 3 von 8 in der Vorrunde und damit Einzug ins Finale. Dort hat es keinen Platz unter den ersten fünf erreicht.

Trotz eines Ausreißers unter den Juroren war auch die durchschnittliche Bewertung der Jury so gut, dass dem Bier ein Qualitätssiegel verliehen wurde.

Von allen Himbeerbieren, die wir schon gebraut haben, ist dieses hier auf jeden Fall unser Favorit.

Nicht im Finale waren:

Drop Kick

Die Mitbewerber in der Kategorie Modern Style IPA an unserem Tisch – insgesamt wurden in der Vorrunde 20 Biere an 3 Tischen verkostet – müssen diesmal extrem stark gewesen sein. Für den Einzug ins Finale waren 185 Punkte nötig, die unser Cold IPA knapp verfehlt hat.

Wir freuen uns trotzdem über die 5 Juroren, die 31 Punkte oder mehr von 36 möglichen vergeben haben, und über den Kommentar “very nice pleasant repeatable beer”. Darüber hinaus hat auch dieses Bier ein Qualitätssiegel bekommen – was will man mehr!

Black Bomb

Mit diesem Imperial Stout haben wir bei der Austrian Beer Challenge 2021 den Staatsmeister geholt. Wir haben es dann kurz danach gleich nochmal gebraut, und bei der Auswahl der Biere für die heurige ABC beim Blick in den Kühlschrank spontan entschieden, es noch einmal zu probieren.

Im Bier ist eine kleine Menge Chili, die man entweder als alkoholische Schärfe wahrnimmt oder doch als Gewürz erkennt. Ein solches hat – wenn man streng nach den BJCP Guidelines urteilt – in einem Imperial Stout eigentlich nichts zu suchen. Die Juroren haben die schwarze Bombe daher heuer entsprechend abgewertet. Trotz lässiger Kommentare (“Geile Lakritznoten mit Minze. Finish mit Schärfe. Karbonisierter Jägermeister”) hat es punktemäßig nicht dazu gereicht, dass das Bier über die Vorrunde hinaus ins Finale gekommen ist.

Wir ziehen den Hut vor allen Hobbybrauern, die ein Bier tatsächlich zwei Mal in Folge auf den ersten Platz bringen. Das müssen wir erst noch schaffen.

Red Rooster

Dieses rote Zwicklbier war unser zweiter Kandidat in der Kategorie Keller-/Zwicklbiere. Dieser Bierstil ist in der BJCP nicht ganz eindeutig formuliert, bzw. hat sich in der aktuellen Version der Richtlinien stark verändert. Dazu kommt, dass das österreichische Zwickl mit seinem hohen Anteil an Weizenmalz dort gar nicht zu finden ist. Obwohl man dem Bier eine Beschreibung mitgeben kann, ist diese eher lokale Biersorte wahrscheinlich nicht allen internationalen Juroren ein Begriff.

Unser helles Zwickl hatten wir ja schon sehr früh gebraut. Mit dem roten Zwickl haben wir den Gegenpol probiert: Spät gebraut, frisch abgefüllt, mit all den Jungbieraromen die für uns bei einem Zwickl dazu gehören. Wie befürchtet gab es auch bei den Juroren zwei Meinungen: “Guter Vertreter eines Zwickl” versus “Sauer, unpassende Hefetöne”. In Summe hat es nur für Platz 4 in der Vorrunde gereicht, eine neuerliche Verkostung im Finale war damit hinfällig.

Magic Mango

Wir haben als Biersorte “Smooth and fruity Mango Coconut Pastry Ale” angegeben, und das “Pastry” im Namen beschreibt ganz gut, was einen erwartet: Mehr Fruchtsmoothie als Bier, eher Dessert als Getränk. Der in Craftbierkreisen kursierende Spruch “Ist das überhaupt noch Bier?” passt zu diesem Bier wie die Faust aufs Auge. Für uns ist die Antwort JA, denn wie bei jedem Bier ist auch hier die Basis Malz, Hopfen, Wasser und Hefe. Plus eben Mango, Kokos, Milchzucker und Haferflocken um die gewünschte fruchtige Cremigkeit zu erreichen.

Bei den Juroren war die Meinung jedenfalls relativ eindeutig: “kaum Biercharakter”, “Biercharakter fehlt komplett”, “als Mango Cider sicherlich sehr geil”. Alles aber kein Bier, und daher Platz 7 von 7 in der Vorrunde. Optisch fanden es trotzdem alle Spitze: Volle Punktzahl bei Schaum, Farbe und Klarheit.

Uns war klar, dass die Magic Mango polarisiert, auch wenn wir uns erwartet hätten zumindest ein oder zwei Pastry-Fans unter den Juroren zu finden. Aber egal, bleibt mehr für uns! 🙂

Fazit

Wir sind noch immer ganz geflasht von dem, was wir erreicht haben. Auch wenn bei 15 Einreichungen die Hoffnung auf jeden Fall da war, dass wir etwas gewinnen werden, sind die insgesamt 6 Stockerlplätze einfach ein Wahnsinn. Die durchwegs guten Bewertungen für die anderen Biere sind dann noch das Salz in der Suppe. Wir haben natürlich fix vor, auch 2024 wieder mit zu machen, aber das heurige Ergebnis wird schwer zu toppen sein.

Eine schöne Übersicht der Gewinner der Hobbybrauer in allen Kategorien gibt es auf der Bier IG Homepage (demnächst auch mit Foto).

Wir gratulieren allen Gewinnern und wünschen uns und allen anderen Teilnehmern schon mal Toi Toi Toi für’s nächste Jahr!